Blutegeltherapie

Die Blutegeltherapie gehört zu den Ausleitungsverfahren. Erste Darstellungen der Blutegeltherapie stammen aus Indien (ca. 500 v. Christus). In Europa wird die Behandlung mit Blutegeln erstmalig um 200 v. Chr. von den Griechen Nikander und Colophon erwähnt. Über Plinus und Galen (Claudius Galenus) setzte sich diese Anwendung über das Mittelalter bis zur Neuzeit hin durch. Im 18. Jahrhundert wurden in Frankreich innerhalb eines Jahres 100 Millionen Egel verwendet, weshalb die Methode zu diesem Zeitpunkt nicht ganz zu unrecht als Vampirismus bezeichnet wurde.

Inzwischen erlebt die Blutegeltherapie in der Naturheilkunde, aber auch in der Chirurgie (z.B. bei Replantationen) eine Renaissance.

Die 2 – 4 cm großen Verwandten des Regenwurms leben üblicherweise im Süßwasser. Sie tragen drei Kiefer im Schlund, die mit scharfen Zähnen besetzt sind und deren Bisswunde die Form eines dreistrahligen Sterns hat. Blutegel werden mittlerweile unter hohen Hygieneauflagen in Farmen gezüchtet.

Die Blutegel geben während des Saugvorgangs mehr als dreizehn hochwirksame Komponenten eines Wirkstoffcocktails aus ihrem Speichel in den menschlichen Körper ab. Es sind noch nicht alle Wirkstoffe erforscht. Der bekannteste  Wirkstoff ist das Hirudin. Es hemmt die Blutgerinnung, belebt die Leukozytenaktivität, wirkt lymphstrombeschleunigend, antithrombotisch, immunisierend und durch die Gefäßerweiterung gefäßkrampflösend. Andere Blutegelwirkstoffe haben durchblutungsfördernde und entzündungshemmende Eigenschaften. Durch den Blutverlust (ca. 20 ml / pro Egel) und die anschließend mehrere Stunden dauernde Nachblutung (nochmal ca. 20 ml je Egelbiss) entspricht die Wirkung der Blutegeltherapie auch der eines sanften und langsamen Aderlasses. Sie wirkt entstauend, blutverdünnend, entzündungshemmend und leitet Toxine und Stoffwechselrückstände aus. Die Therapie regt den Stoffwechsel in dem betroffenen Gebiet an.

Indikationen

Varicosis / Venenerkrankungen

  • Akute Phlebitis / akute oberflächlich Thrombose
  • Postthrombotisches Syndrom nach tiefer Beinvenenthrombose
  • Chronische Krampfaderbeschwerden / chron. Venöse Insuffizienz, CVI
  • Besenreißer Varicosis

 Gelenkarthrosen

  • Kniegelenk
  • Schultergelenk
  • Hüftgelenk
  • Sprunggelenk
  • Kleine Gelenke

Rheumatische Erkrankungen

  • Rheumatoide Arthritis
  • Fibromyalgiesyndrom
  • Tendovaginitis und Tendinose
  • Epicondylitis lateralis (Tennisellenbogen)

Schmerzsyndrome am Rücken und Schultergürtel

Weitere allgemeine Indikationen

  • Hörsturz
  • Tinnitus
  • Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Periphere Durchblutungsstörungen (pAVK)
  • Abszesse
  • Hämatom
  • Herpes Zoster
  • Bei entzündlichen Erkrankungen innerer Organe

Gegenanzeigen

Absolute Gegenanzeigen  für eine Blutegelbehandlung

  • Angeborene oder erworbene Blutgerinnungsstörungen
  • Vorhandene Immunsuppression
  • Ausgeprägte Blutarmut
  • Bekannte Allergien gegen das Sekret der Blutegel
  • Gleichzeitige Therapie mit quecksilberhaltigen Präparaten
  • Einnahme von blutgerinnungshemmenden Medikamenten

Relative Gegenanzeigen bei einer Blutegeltherapie

  • Therapie mit ASS (Acetylsalicylsäure)
  • Leichte Blutarmut
  • Abwehrschwäche
  • Neigung zur verstärkten Narbenbildung
  • Schwangerschaft und Stillzeit
  • Schlechter Allgemeinzustand