Siluwa Region Palpa in Nepal Health Camp

Projektbericht

Siluwa  Region Palpa in Nepal
Health Camp
im  September/ Oktober 2012
Mo – Sa – 9 – 13 h und 14 – 18 h am Sa von 9 -14 h

Teilnehmer :

  • Saskia Oberdick – Heilpraktikerin TCM  – Mitglied des TCM Sozialforums

Aufgabe:
Anamnese, Behandlungsplan und Durchführung der Behandlungen

  • Anjali Tamang – medizinische Assistentin und Übersetzerin

Aufgabe:
Übersetzungen in der Anamnese, und den Folgebehandlungen, Assistenztätigkeiten wie schröpfen, Moxa, Massagen
Übersetzungen in den Meetings

  • Jürgen Wojke – Gemeinwesenarbeiter – Spezialisierung in Netzwerkarbeit

Aufgabe:
a)  zu untersuchen, welche Krankheiten am häufigsten vorkommen, wodurch sie bedingt sind und wie die Ursachen präventiv beseitigt werden können,
b) die Ergebnisse der Diagnostikgespräche im Health Camp nach Häufigkeit der Erkrankungen bei Frauen und Männern und nach Ursachen zu systematisieren.

Jürgen und ich (Saskia) erreichen Kathmandu am 16.09.12. Die erste Woche war reserviert zum Ankommen und zur Vorbereitung des Projektes in Siluwa. Wir hatten 2 Meetings mit Mr. Govinda dem Präsidenten von CCoder – unsere ( vom TCM Sozialforum) Partnerorganisation in Nepal, und mehrere Meetings mit unserer medizinischen Assistentin Anjali Tamang.

Der Weg ist das Ziel
Pünktlich um  6.30 h stehen 2 Taxen vor dem Kloster, wir brauchen 2 , weil es nur Suzukis als Taxi gibt, wir zu dritt sind und jede Menge Gepäck haben.
Die Fahrt zum Busbahnhof gestaltet sich relativ easy, es ist noch früh, und erst allmählich entwickelt sich dieser zähe Blechkarossensumpf. Am Busbahnhof angekommen, empfängt uns wie versprochen Mr. Govinda mit den Bustickets und geleitet uns zu unserem Vehikel in dem wir 12 Stunden verbringen werden. Unsere vorgesehenen Plätze gestalten sich als schwierig, weil Jürgendra mit seinen Beinen keinen Sortier findet – wir dürfen wechseln. Der Bus ist nur mit wenigen Passagieren gefüllt und wir freuen uns auf eine beschauliche Reise. Wir sind insgesamt sehr überrascht, wie zuverlässig hier Absprachen eingehalten werden. Dies sollte sich bald ändern.

Drei junge Nepaliboys ca 18 Jahre entpuppen sich als Ticketverkäufer und aufdringliche Passagierhaie. Der beschauliche Anfang wird zu einer nie vergessenen Busfahrt. Es dauerte ca. 1,5 Stunden bis wir Kathmandu verlassen. Der Bus hält in 3.Reihe mit anderen Bussen und die Haie ziehen los und bringen ihre Beute zu uns. Irgendwann sind sie zufrieden mit ihrem Fang, wahrscheinlich in dem Wissen, dass es andernorts noch mehr Opfer gibt.

Wir sind entzückt von der Landschaft, umgeben von Bergen bis zur Spitze eingehüllt im satten Grün. Ein Fluss begleitet uns viele Stunden, ab und an hält der Bus in kleinen Ortschaften und die Boys gucken was noch geht. Wir glaubten immer nichts geht mehr, aber es ging noch viel, viel mehr. Verschiedene Passagiere müssen sich übergeben, die Suppe läuft zwischen das Gepäck und die Reissäcke und fängt an, mit zunehmender Verweildauer furchtbar an zu stinken, so dass wir uns konzentrieren müssen unser Dalbhad nicht dazu zufügen. 

Das männliche Geschlecht erhält deutlich mehr Pipipausen. Mitten in der Landschaft bleibt der Bus stehen und alle Männlein verschwinden im Busch – nur noch Frauen im Bus und Jürgendra. Wir spüren nach 10 Stunden jeden Muskel und Knochen, und mir fällt auf, auf welchem Sitz ich eigentlich sitze. Meine Rückenlehne ist deutlich mehr als alle anderen nach vorne geneigt, so dass ich permanent zusammengedrückt wurde.  Es wird schon dunkel, als Anjali meinte, wir müssten aussteigen, unser eigentliches Ziel erreichen wir erst am nächsten Tag.

Mit Mr. Govinda war abgesprochen, dass wir bei einer Familie übernachten. Niemand erwartet uns in dem kleinen Dörfchen. Anjali ist, dem Buddha sei Dank, mit allen Telefonnummern ausgestattet, und sie ruft die Familie an. Die Familie weiß leider nichts von uns und mehrere Telefongespräche gehen hin und her. Man könnte jetzt sagen, macht nichts, dann gehen wir in ein Hotel, – nur es gibt keins. Da sitzen wir auf der Straße, ohne Licht, weil es oft keinen Strom gibt und warten auf das Ergebnis unserer Asylanfrage. Der Anruf kam und die Familie nahm uns auf, und sie boten uns einen Raum zum Schlafen an. Ich wusste gar nicht, dass die Nepalis keine Matratzen im Bett haben, sofern sie ein Bett haben. Ich schlief zum ersten Mal in meinem Leben in einem Bett auf einem Brett – na ja – besser als auf der Straße zu übernachten.

Unsere Gastmutter zaubert noch schnell Dalbhad und wir nehmen auf leeren Reissäcken auf dem Boden Platz und Jürgendra übt sich wieder im Schneidersitz ohne zu kleckern. Die Nacht auf dem Brett war besser als gedacht, wahrscheinlich weil wir klotzmüde waren.

Immer noch auf dem Weg
Am nächsten Morgen sitzt Anjali auf dem Bett und betet. Nach  einer Tasse Tee, verabschieden wir uns. Um 7 h bewegen wir uns Richtung Bus. Dieser ist schon gut gefüllt, und auch dieser wird von Haiboys  gemanagt. Anjali und ich finden ein Plätzchen nebeneinander und sie prophezeit mir, dass die Fahrt ganz, ganz schrecklich wird, und deshalb habe sie heute Morgen schon gebetet. Ich verspreche ihr, dass nichts passieren wird, weil wir in guter Mission unterwegs sind. Nach ca 1 Stunde hält der Bus in einem Dorf und alle können aussteigen, uns wird eine 20 minütige Pause  gegönnt. Der Bus fährt ohne uns weiter und wir wundern uns, entdecken aber bald was vor sich geht. Während wir versuchen irgendwo einen Nescafe zu bekommen, laden unsere fleißigen Boys alles ein, was mit muss, weil wir ja in eine der entlegensten Gegenden fahren.

Der Bus fordert uns mit unglaublichem Getöse auf, wieder einzusteigen. Die Menge quält sich unglaublich langsam hinein, und als wir ins Innere vordringen, sind wir ziemlich fassungslos. Alles was irgendwie Stauraum bot war ausgenutzt. Um zu unseren Platz zu kommen, mussten wir erst mal Reissäcke erklimmen. Am Platz angekommen stellten wir fest, dass der gesamte Fußraum mit Kisten gefüllt war. Nach dem Reinklettern hatten wir die Knie unterm Kinn und Jügendra zwischen den Ohren. Die Passagiere die keinen Sitzplatz hatten, saßen hoch oben auf den Reissäcken, mit dem Kopf unter dem Dach des Busses. Damit noch nicht genug, die Aufladerei hatte noch kein Ende.  Eine nicht aufhörende Schlange,. bepackt mit weiteren Säcken, suchten ihren Platz. Das zulässige Gewicht war mittlerweile verdoppelt, und wir trösten uns damit, dass auch der Fahrer mit seinen Haien überleben will. Endlich setzt sich schnaufend dieses Packwerk in Bewegung, aber nur um zwei Kurven weiter, eine Garage mit Reissäcken zu entleeren. Auch auf dieser Fahrt entleerten sich die Passagiere wieder, und wieder mussten wir uns konzentrieren, es ihnen nicht gleichzutun.

 Wir erreichen die Region Palpa und die Straße entwickelt sich einspurig. D.h. alle Fahrzeuge die sich begegnen und meistens sind es Busse oder schwer beladene LKWs, müssen eine Möglichkeit finden, aneinander vorbeizukommen. Häufig führt die Straße auf einem Bergkamm, so dass es links und rechts tief tief runter geht. Es ist auch keine Straße im deutschen Sinne. Es gibt keinen Asphalt und durch massive Regenfälle und Landsslips  ist diese Piste weit davon entfernt, als Straße bezeichnet zu werden. Es gibt tiefe Auswaschungen und Anhäufungen von Geröll. Wir haben mittlerweile nur noch ein sehr eingeschränktes Sichtfeld, da wir von Säcken, Füßen, und Popos umgeben sind. Es  macht etwas unruhig, nicht zu wissen, was da draußen vor sich geht. Es hat was von einer Flüchtlingskolonne. Man begibt sich hier rein, weil man sonst sowieso nicht überlebt. Der Bus ächzt mit seiner schweren Last im ersten Gang die Hügel rauf, nur ganz selten ist freie Fahrt möglich. Immer wieder wird angehalten und ausgehandelt wer zurücksetzt. Der Zustand der Straße wird immer schlechter und wir fragen uns, ob wir überhaupt noch auf einer Straße sind. Der Bus fängt mehrfach bedrohlich an zu kippen, ein Schreien geht durch die betende Menge. Ich frage mich, warum bleibt man eigentlich sitzen, warum nicht einfach aussteigen und zu Fuß weiter gehen. Aussteigen war in diesem Falle  schlecht möglich, weil dann die Hälfte des Busses aussteigen muss, da sonst kein Durchkommen war.

Unser neues zu Hause und das Leben in Siluwa
Wir erreichen gegen Mittag unsere neue Heimat  – das kleine Village Siluwa. Keiner steigt aus, nur wir und wir sind glücklich überlebt zu haben. Siluwa besteht aus wenigen Häusern und doppelt so vielen Shops, die fast alle das Gleiche verkaufen. Mr.B. unser Ansprechpartner vor Ort ( zuständig für die Region Siluwa), ordert ein paar Motorräder. Unser Gepäck bliebe in einem Shop und würde später wieder zu uns finden. Wir hätten jetzt ein Meeting mit den Mitgliedern von CCoder – och nö ne ? Doch! Wir wurden auf die Motorräder gesetzt und die Abenteuerfahrt ging weiter, jetzt aber hautnah. An manchen Stellen bevorzugte ich abzusteigen, wir erreichten unversehrt eine Art „Gemeindehaus“ und wurden herzlichst begrüßt, mit Blumen umhangen und natürlich mit Tikas geschmückt – es sollte nicht das letzte Mal sein. So ein kleiner roter Punkt ist ja ganz nett auf der Stirn, aber hier schöpfen sie aus dem Vollen. Wir sind jedes Mal inklusive Nase in schönstem Rot gepudert. Manchmal werden sie übermütig und beschmieren einem vor lauter Freude das ganze Gesicht, und die Spuren lassen über Tage unseren Teint rosig wirken.

Nach dem Meeting stellten wir fest, dass es noch keine Unterkunft für uns gibt. Mr. Bi. ging ans organisieren und wir durften uns die Zeit mit einer Nudelsuppe, die die Schüler auf unserer Treppe in der Humboldtstraße gerne als Trockenfutter essen, verkürzen.

Uns erreichte die frohe Botschaft, dass es nun ein Domizil gibt, und wir machen uns zu Fuß auf den Weg. Wir gehen den vor 2 Stunden mit dem Motorrad geschlidderten Weg wieder rauf, biegen auf halber Strecke nach links ab, passieren einen Bach und laufen über dicke wackelige Steine, um keine nassen Füße zu bekommen.

Da ist sie nun, unsere Bleibe. Der Anblick lässt vermuten, dass es hier ein Feuchtigkeitsproblem gibt. Es ist ein typisches nepalisches traditionelles Lehmhaus. In Indien sind sie mir auch schon begegnet. Von außen ganz hübsch anzusehen, von innen ist es sehr sehr dunkel, da es keine Fenster gibt, nur kleine Türen komplett aus Holz. Das Haus besteht aus Parterre, 1. Stock und Getreidespeicher. Wir haben eine Veranda mit einer Feuerstelle, daneben gibt es eine Küche –auch mit einer Feuerstelle und mit ohne Möbel. Wenn wir wieder kommen, ist Juergendra sicher Meister des Yogisitzes. Die Küche ist total schwarz verrußt. Unterhalb des Hauses befindet sich der Kuh- und Ziegenstall und neugierig umkreisen uns die Hühner.

Die Familie wusste bis vor 30 Minuten nicht, dass sie uns aufnehmen dürfen/ müssen. Sie waren bei unserer Ankunft noch schwer beschäftigt, ein Zimmer in der ersten Etage für uns herzurichten. Eine kleine Nepalifrau steigt die „Huehnerleiter“ herab und begrüßt uns mit dem schönsten Lächeln. Wir nennen sie ab jetzt liebevoll Didi ( Schwester).  Hinter ihr folgt ihr Mann, den wir Dai ( Bruder) nennen, der genauso klein ist,  und beiden sieht man das harte Leben an. Zur Familie gehört noch Laxmi, die 13 jährige Tochter. Zwei weitere Kinder leben bereits woanders.

Unser Zimmer wird uns feierlich präsentiert und wir bestätigen, dass es sehr sehr nice ist, leider aber gar nicht geht. In den Betten können Zwerge schlafen, die gerne auf einem Holzbrett liegen und es feucht mögen. Wir sind überglücklich, dass wir die Hängematten incl. Moskitonetz dabei haben und dass das Haus eine Veranda hat. Didi tut sich sehr schwer damit, dass wir nicht im Zimmer schlafen möchten. Wir bestätigen ihr täglich, dass die Hängematte für uns das Größte ist, obwohl die Nächte zunehmend kälter wurden und in mancher Nacht schaukelten wir uns warm.

Unsere Latrine ist im Nepalstyle- beschreibe ich jetzt nicht näher- aber ich bin sehr happy, dass das tägliche Geschäft funktioniert. Um zu „duschen“,  gehen wir wie alle anderen auch an die öffentliche Wasserstelle. Da es so öffentlich ist, wird angezogen geduscht. Diese Wasserstelle gleicht der Bildzeitung, Hier wird alles besprochen, gewaschen, und gekichert.

Die Familie lebt von ihrer eigenen Landwirtschaft und Didi kocht noch in einem Hotel. Erst später haben wir erfahren, was in Nepali Hotel bedeutet. Es ist letztendlich eine Garküche, meistens provisorisch mit Brettern ummantelt.  Die Kinder werden hier sehr früh an den allgemeinen Arbeiten beteiligt , so auch Laxmi.

Die Familie steht früher als ihre Hühner auf– gegen 4.30 h und es stört sie auch überhaupt nicht, dass wir noch hängend unseren Träumen nachspüren. Sie verhalten sich so, als ob wir nicht da wären. Sie gehen ihrer Arbeit nach. Unter mir wird der allmorgendlich zerbröckelte Lehm mit Wasser wieder neu verbunden und ab und zu habe ich dann ein Knie oder Arm von diesen fleißigen Menschen am Kopf oder im Rücken.

Auch Laxmi steht so früh auf und sie erledigt vor der Schule schon so viel, – ohne zu meckern. Ich habe noch nie eine 13 jährige erlebt, die zum einen so schnell und flink Arbeiten erledigt, die eine unglaubliche Aufmerksamkeit und die eine tänzerische Bewegungsgabe hat, die einem glauben lässt, das Ganze sei ein Kinderspiel. Ihre Bemühungen und ihren Einsatz, dass es uns gut geht, berührten mich immer sehr, und gleichzeitig bereitet es großes Unbehagen. Dieses Mädchen hat nie frei. Sie geht um 8.30 h zur Schule, weil der Weg ca. 45 Minuten braucht. Die Schule liegt gegenüber auf einen Berg, und endet um 16 h. Danach legt sie die Schuluniform ab und widmet sich wieder den Arbeiten ums Haus und im Haus.

Der Samstag ist hier unser Sonntag und dann wäscht Laxmi die gesamte Wäsche der Familie plus den Arbeiten, die sie sonst die ganze Woche meistert. Da Juergendra und ich erst gar nicht körperlich in unserem Zimmer einzogen, hat sich Anjali, weil sie nicht alleine schlafen kann, Laxmi geholt und dass war auch gut so. Laxmi genoss die Zeit mit Anjali vor dem Schlafengehen. Anjali wurde schnell ihre große Schwester „Didi“ und Laxmi wurde zur kleinen Schwester „Nanni“.

Die Abende verbringen wir mit Besuch aus dem Dorf auf unserer Veranda. Oft wird gesungen musiziert und viel gelacht. Wir ueben uns in nepalesischen Liedern und die Nepalis singen „eisgekuehlte Coca Cola oder noch besser „Didi and Dai they have a farm….“

Auch an unserem einzig freien Tag sind wir nicht alleine, die ganze Bagage macht gerne Picknick und häufig lesen wir von unterwegs noch Interessierte auf. Wir werden des öfteren zu „Events“ eingeladen und sind Ehrengäste. Und so sitzen wir immer „ in der 1. Reihe“, werden nacheinander durch das Mikrophon aufgerufen , müssen aufstehen und dann erhalten wir mal mehr, mal weniger, meistens jedoch mehr das feine rote Pulver auf der Stirn verteilt. Trommeln setzen ein und fünf nepalesische junge Tänzerinnen, in Traditionskleidung müssen uns belustigen. Sie tanzen synchron und dann glaubten sie wohl wir hätten`s drauf und fordern uns zum Tanz auf. Das ganze Dorf gröhlt und erfreut sich an unseren kläglichen Versuchen den Tänzerinnen es gleich zu tun. Der Höhepunkt ihrer Freude, vielleicht auch Schadensfreude erreichen sie als die Startänzerinnen uns auffordern in die Knie zu gehen und wir anfangen wie Enten hinter ihnen her zu watscheln. Wir ernten riesen Applaus.
Menschen, die ihre Rückzugsmöglichkeiten brauchen und gerne mal alleine sind, würden hier nicht glücklich sein.

Der Abschied fiel allen schwer, besonders Didi und Laxmi waren sehr sehr traurig. Bis heute haben wir fast täglich Kontakt. Am letzten Donnerstag haben wir Laxman angerufen, weil unsere nepalesische Handynummer ungültig wurde, wir wollten ihm nun endgültig Good Bye sagen, auch er weinte. Wahrscheinlich wissen alle, dass wir uns nicht mehr wiedersehen werden.

Health Camp
Die Mitglieder von CCODER waren am 24.09. damit beschäftigt einen Raum für das Health Camp zu organisieren. Sie wurden fündig in einem leerstehenden Haus. Es ist noch nie bewohnt worden. Die Ecken in dem renovierten Raum sind mit Schutt gefüllt und irgendwer hat auch hier seine große Notdurft verrichtet. Unter dem Schutt haben sich Spinnen und Tausendfüßler ein neues zu Hause eingerichtet und ich bin überglücklich, dass die  Herren vom Dorfkommité Hand anlegen. Es werden Tische zur Behandlung sowie Bänke, und Stühle gebracht. Wir wienern und schrubben und nachdem wir unser Equipment verteilt haben, sieht alles ganz passabel aus. Wir bekommen noch einen Raum extra zur Verfügung gestellt, den wir für Frauen reservieren.  Am nächsten Tag sollte es los gehen.

Es stellte sich sehr schnell heraus, dass alle Absprachen, die wir mit dem Präsidenten von unserer Partnerorganisation CCODER in Kathmandu getroffen haben, nicht eingehalten wurden, oder auch nicht eingehalten werden konnten. Es ist ein Unterschied, ob der Präsident im fernen  Kathmandu Zusagen macht,  oder der Mann vor Ort, in dem Falle Mr. B. den Kontakt zur Bevölkerung pflegt und er bereits vor unserem Ankommen, den Bedarf recherchiert hat.

Um gute Arbeit leisten zu können baten wir um maximal 80 Patienten, und es wurden über 230. Wir sollten von 9-12 und von 14 – 17 h arbeiten und samstags und sonntags frei haben. Tatsächlich arbeiteten wir täglich 2 Stunden mehr und wir hatten auch nur den Sonntag frei.  Der Bedarf war so groß , dass permanent 3 Liegen und drei Stühle mit Patienten besetzt waren. An manchen Tagen  hatten wir 35 Behandlungen und wenn man berücksichtigt, dass ich die einzige Akupunkteurin war, ist das schon sehr viel. Die Arbeit ist nicht zu vergleichen mit der Arbeit in der eigenen Praxis.

Man muss die eigenen Ansprüche runterschrauben, runterschrauben und nochmals runterschrauben, um mit seinem Tun einigermaßen zufrieden zu sein. Der Lohn kam dann recht bald nach den ersten Behandlungen. Hier ist es mit der Akupunktur einfach Magic. Vielleicht liegt es daran, dass die Menschen hier viel ursprünglicher sind, weniger mit Giftstoffen belastet und einen freieren Geist haben. Sie sind mit dem zufrieden  was ist. Was sie allerdings einfordern, ist, dass Nadeln in das Schmerzgebiet kommen, ansonsten wirkt es nicht. Diese Erfahrung habe ich auch in den anderen Projekten gemacht. Der ganzheitliche Ansatz der TCM ist für die Menschen hier schwer nachzuvollziehen.

Wir haben eine Schulklasse zum hospitieren in die Clinic eingeladen, um den jungen Menschen (15 – 16 Jahre alt) ein Bild von der chinesischen Medizin zu vermitteln. Die Schüler waren sehr interessiert und sie hatten unglaublich viele Fragen. Wir waren sehr verwundert, dass Schülerinnen im Beisein ihrer männlichen Mitschüler Menstruationsprobleme ansprachen. Es war eine auf beiden Seiten gelungene Veranstaltung.

Durch die Anamnesen wurden folgende Krankheitsschwerpunkte deutlich :  
Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, unterschiedliche Gelenkschmerzen, Hautjucken und brennen beim Wasserlassen. Viele Patienten gaben an, nur ein halbes Glas Wasser am Tag zu trinken. M.E. nach liegt hier die Hauptursache für ihre Beschwerden. Jedem Patient wurde ein Vortrag über Sinn und Zweck des Trinkens gehalten. Geplant war ein Vortrag im Gemeindehaus, war aber aus organisatorischen Gründen nicht zustande gekommen. So erhielt ein jeder/jede seine individuelle Ansprache, und es wurde bei der nächsten Konsultation immer nachgefragt.

Wir haben in dieser Zeit 400 Behandlungen durchgeführt. Ohne Absprache mit uns, und für uns völlig überraschend wurde von CCODER die Behandlung der Menschen aus Siluwa nach 3 Wochen beendet, und ein Dorf – 3 Fußstunden entfernt wurde zur Behandlung in der letzten Woche eingeladen. Für uns bedeutete dies, dass wir uns von den Siluwa Patienten nicht verabschieden konnten, und dass wir die Behandlung nicht evaluieren konnten, weil wir nicht wussten, dass wir diese Patienten zum letzten Mal sehen. Auch diese Entscheidung ging an dem Präsidenten in Kathmandu vorbei. Nach dem Projekt wurde dieses Thema mit ihm besprochen und darum gebeten, dass solche Entscheidungen immer mit den Therapeuten besprochen werden müssten. Diese Entscheidung ist wahrscheinlich getroffen worden, weil wir das Projekt nur an einem Standort machen wollen und Mr. B. hat dem anderen Dorf schon zugesagt, dass wir kommen. Zudem muss man die Sinnhaftigkeit dieser Vorgehensweise hinterfragen. Da machen sich Patienten mit Schmerzen zu Fuß drei Stunden lang auf den Weg ( nicht ebenerdig, Berge rauf und runter), um eine Schmerzbehandlung zu bekommen, anschließend gehen sie wieder zu Fuß drei Stunden zurück.

Verbesserungsvorschläge:

  • Organisatorisches muss mit den Therapeuten besprochen werden, sofern es die Behandlungen betrifft.
  • Den Vorbesprechungen mit Mr. Govinda sollten zeitnahe Gespräche von ihm und dem jeweiligen Regionsleiter vorrausgehen, damit der Mann vor Ort, ihm die aktuelle Situation und den entsprechenden Plan schildern kann, der dann mit den Therapeuten besprochen werden kann.
  • Grundsätzlich wäre es besser mit 2 Therapeuten in einem Projekt zu sein. Ich glaube unerfahrene Kollegen hätten diesem Pensum plus der alleinigen  Verantwortung nicht standhalten können.
  • Das Wochenende sollte frei sein, oder zumindest 2 Tage hintereinander, ansonsten geht es auf Kosten des Wohlfühlens der Therapeuten

Jürgens Aufgabe :
a)  zu untersuchen, welche Krankheiten am häufigsten vorkommen, wodurch sie bedingt sind und wie die Ursachen präventiv beseitigt werden können,
b) die Ergebnisse der Diagnostikgespräche im Health Camp nach Häufigkeit der Erkrankungen bei Frauen und Männern und nach Ursachen zu systematisieren.
Die Untersuchung fand in enger Kooperation mit den Schulen, dem Gesundheitsposten der Regierung, dem Gemeinderat und der Kooperative sowie CCODER statt. Die Ergebnisse der Untersuchung und der Diagnosegespräche wurden in einem Bericht zusammengefasst. Es wurde ein Maßnahmenprogramm zur Verbesserung der gesundheitlichen Versorgung und der sozioökonomischen Entwicklung erarbeitet und mit dem Gemeinderat, den Schulen und der Kooperative besprochen, dann überarbeitet und in Form einer Prioritätenliste beschlossen.

Zusammenfassung:
Auch wenn es in Ländern wie Nepal und Indien oft nicht wie geplant zugeht, halten diese Länder große Geschenke bereit und sie haben sehr viel zu geben. Das Lächeln der Kinder Frauen und auch Männer nach erfolgreicher Behandlung und ihre tiefe Dankbarkeit, öffnen unsere Herzen für diese  materiell sehr armen Menschen. Wir sind in den Projekten so reich beschenkt worden. Geschenke die nicht käuflich sind, Geschenke die das Herz berühren, Geschenke die sehr kostbar sind und eine nachhaltige Wirkung auf uns haben.

Die Projekte die vom TCM Sozialforum gefördert, teilweise betreut, und unterstützt werden, sind alle auf Spenden angewiesen. Die freiwilligen Helfer müssen bisher ihr Engagement selbst finanzieren. Sie tragen Reisekosten,  Kosten für die Unterkunft und Ernährung selbst. Zunehmend wollen / müssen verschiedene Projekte durch das TCM Sozialforum finanziell unterstützt werden. Besonders wenn es sich um Ausbildungsangebote von unserer Seite handelt. Die Teilnehmer, wie z.B. Krankenschwestern oder Heiler können in der Zeit der Ausbildung kein Geld verdienen und so kam es in der Vergangenheit zu Abbrüchen. Die Menschen sind auf ihr regelmäßiges Einkommen angewiesen und sie haben keine Rücklagen, um 4 Wochen zu pausieren. Es ist anders als bei uns in Deutschland. Wir müssen Ausbildungen bezahlen und ggf. auf Einkommen verzichten. Die Spenden an das TCM Sozialforum gehen zu 100 % an die Projekte.



Spendenkonto :

TCM-Sozialforum
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